„Man muss als Unternehmen Möglichkeiten schaffen“. Frauenpower und die Erhöhung der Frauenquote in den verschiedensten Branchen ist schon seit Jahren ein heißdiskutiertes Thema. Doch wie werden diese Forderungen im echten Berufsleben wahrgenommen? Im Interview erzählt Frau Plakalovic, die im Bereich Sales Operations and Logistics bei der Robert Bosch AG tätig ist, vom Alltag als weibliche Führungskraft in der Technikbranche und was es als Frau braucht, um die Karriereleiter zu erklimmen.

Frau Plakalovic, Sie selbst sind in einer Führungsposition in der Technikbranche tätig. Sind Sie der Meinung, dass der Einstieg in diesem Bereich für Frauen mit mehr Hindernissen verbunden ist, als für Männer?

In meinem Bereich sehe ich hier prinzipiell keine Erschwernisse, eher im Gegenteil: wir sind aktiv auf der Suche nach Frauen in technischen Berufen und sind oft mit der Situation konfrontiert, dass es de facto keine Bewerberinnen gibt. Ein Beispiel hierfür ist der Bereich Kundendienst bei BOSCH. Hier sind ausschließlich Männer beschäftigt, obwohl wir uns durchaus über Bewerbungen von Frauen freuen würden.

Also denken Sie, dass nicht der Eintritt in die Branche das Problem ist?

Ja, es wirkt so, als würde schon in dem Prozess vor der Bewerbung etwas schiefgehen. Dies hat sicherlich auch gesellschaftliche Gründe, da Frauen oft im Rahmen der frühen Erziehung, Ausbildung und persönlichen Entwicklung nicht gleichermaßen mit Technik in Berührung kommen und dadurch seltener die Möglichkeit nutzen, sich der Disziplin der Technik anzunehmen.

Laut dem „Frauen Management Report 2020“ der Arbeiterkammer beträgt der Frauenanteil in den TOP 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich in Aufsichtsräten 22,6% (aufgrund gesetzlicher Vorgaben). In der mittleren und höheren Managementebene hingegen nur 8%. Wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll, auch in diesem Bereich eine verpflichtende Frauenquote einzuführen?

Das ist tatsächlich eine enorme Schere, die wir wahrnehmen müssen. Ich denke, dass die Quote auf der Aufsichtsratsebene definitiv eine Errungenschaft ist, die dazu geführt hat, dass Frauen anteilig aufholen konnten. Auch auf mittlerer und höherer Managementebene wäre es notwendig, noch viel wichtiger ist es allerdings, sich als Unternehmen selbst zur Förderung von Frauen zu bekennen und die Unternehmenskultur entsprechend zu gestalten. Ich bin ein großer Fan davon, dass Frauen und Männer vergleichbar sein müssen, in Hinblick auf die Ausbildung, Kompetenzen und den Wunsch, eine Führungsposition einzunehmen. Wenn diese Aspekte gegeben sind, hilft eine gesetzliche Regelung definitiv, damit in ein paar Jahren hoffentlich ein ausgeglichenes Bild entsteht.

Gibt es bei BOSCH Initiativen für Frauen, die als Vorbilder für uniforce fungieren könnten?

Ja, es gibt beispielsweise die Initiative Frauen @ BOSCH, mit dem Ziel Frauen untereinander zu vernetzen und Themen zu diskutieren. Gleichzeig gibt es auch gezielte Kampagnen zum Thema „Karriere“ die Beispiele von Frauen aufzeigen, die den Spagat zwischen Karriere und Familie gemeistert haben. Besonders spannend war für mich die Entwicklung einer Kollegin, die als Mutter ihre Führungsrolle in einer Teilzeitanstellung verwirklichte. Das Bestreben, Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen zum Zug kommen zu lassen, konnte ich an mehreren BOSCH Standorten in verschiedenen Ländern beobachten, was das Unternehmen für mich besonders macht.

Welchen Tipp würden Sie jungen Frauen geben, die offen wären, eine Führungsposition zu übernehmen aber nicht den Mut haben, diesen Karriereweg einzuschlagen?

Für mich sind hier zwei wichtige Punkte zu nennen: Zum einen muss die Bereitschaft und der Wunsch da sein, so eine Rolle einzunehmen. Zum anderen ist die Gelegenheit erforderlich, die sich auch nicht immer ergibt. Und wenn diese zwei Aspekte aufeinandertreffen, sollte man wirklich den Mut haben, eine solche Position anzunehmen und sich mit den Herausforderungen dann auseinanderzusetzen, wenn sie aufkommen. Für mich ist besonders die Bereitschaft essentiell und da gibt es de facto keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Letztlich ist es maßgeblich als Mensch und Persönlichkeit in so eine Führungsrolle zu passen und auf dieser Ebene seine eigene Entwicklung zu sehen.

geschrieben von Lea Rivalta